Machen Buchhaltungstools bald Treuhandunternehmen überflüssig?
Tausende von KMU in der Schweiz sind aktuell daran, ihre Buchhaltung zu digitalisieren und automatisieren. Bedeutet dies, den Schweizern Treuhänderinnen und Treuhänder geht zukünftig die Arbeit aus? In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, was Treuhandunternehmen in der Zukunft erwartet.
Es ist eine branchenübergreifende Tendenz: Immer mehr Unternehmen möchten heute vom Bankkonto über die Buchhaltung bis hin zu Personaldienstleistungen alles aus einer Hand beziehen. Insbesondere digital affine Führungskräfte verlangen zunehmend nach individuellen Gesamtlösungen. Die aktuelle und nächste Generation von Buchhaltungssoftware-Anwenderinnen und Anwendern erwarten bessere Kundenerlebnisse (User Experience). Der ganze Prozess soll nahtlos funktionieren und idealerweise über eine einzige Plattform ablaufen. Diese Transformation der Kundenerwartungen startete im Business-to-Consumer-Bereich (B2C), ist aber längst auf Business-to-Business-Welt (B2B) übergeschwappt. Intuitiv bedienbare Buchhaltungssoftware bietet Usern ein Kundenerlebnis wie sie es von B2C-Plattformen (zum Beispiel Airbnb oder Uber) kennen. Ist dies für Treuhandunternehmen eine unbedeutende Randnotiz? Ganz und gar nicht!
In vielen Branchen übernehmen zunehmend Digital Natives das Zepter. Der Begriff Digital Native bezeichnet laut Gabler Wirtschaftslexikon eine Person, «die von Kindheit an mit Informationstechnologien und dem Internet aufgewachsen ist und eine Welt ohne digitale Medien nicht kennt». Digital Natives fällt es grundsätzlich leichter, Arbeiten an Technologien zu delegieren als ihren älteren Kolleginnen und Kollegen. Folglich dürfte die Nachfrage nach digitalen und integrativen Lösungen rund um das Thema Administration weiter steigen.
Wie sich die Automatisierung der Buchhaltung auf die Treuhandbranche auswirkt
Gesamtlösungen sind komplex. Kein Unternehmen auf dieser Welt (auch nicht Google) schafft es, solche Dienstleistungen auf eigene Faust anzubieten. Hierfür braucht es Ökosysteme. In einem Ökosystem generieren die einzelnen Bestandteile kombiniert einen grösseren Wert als die Summe ihrer Einzelteile. Dies gilt nicht nur in der Natur, sondern auch in der KMU-Welt. Dort wird vielfach von einem KMU-Ökosystem gesprochen, das rund um Dienstleistungen für KMU entsteht. Im KMU-Ökosystem laufen alle Fäden auf einer Plattform zusammen. Das Resultat? Eine individuelle Gesamtlösung für jedes KMU rund um das Thema Administration.
Finden Sie jetzt heraus, wie die Buchhaltungsplattform von Accounto die Zusammenarbeit zwischen Treuhandunternehmen und KMU vereinfacht.
Was bedeutet der Trend zu Gesamtlösungen für die Treuhandbranche? Ein nicht unbedeutender Teil der Schweizer Treuhand-Expertinnen und -Experten nimmt Tech-Unternehmen wie Accounto, Bexio und Klara noch häufig als Konkurrenz wahr, die bewährte Geschäftsmodelle infrage stellen und sogar die Existenz von Treuhandunternehmen gefährden. Inwiefern sind diese Vorbehalte gerechtfertigt? Unten finden Sie drei Punkte, wie das verstärkte Aufkommen von KMU-Ökosystemen und automatisierten Buchführungslösungen die Arbeit von Treuhänderinnen und Treuhändern beeinflusst.
1. Weg von Routineaufgaben, hin zu Spezialfällen
Marktbeobachterinnen und Marktbeobachter gehen davon aus, dass im Rahmen der KMU-Ökosysteme mittelfristig den Treuhandunternehmen die Einnahmen aus Routinetätigkeiten wie Buchführung wegfallen dürften. Dies ist insofern problematisch, als dass gemäss einer aktuellen Umfrage von Accounto und TH Suisse die Buchführung für 57 Prozent aller Treuhandunternehmen in der Schweiz die Haupteinnahmequelle ist. Doch voll automatisierte Buchhaltungssysteme wickeln dank eines hohen Automatisierungsgrades anfallende Aufgaben schneller und kostengünstiger ab als herkömmliche Treuhänderinnen und Treuhänder.
Wichtig
Treuhandunternehmen haben zukünftig weniger Einnahmen aus Routinetätigkeiten. Diese Angst ist also nicht komplett unbegründet.
Treuhandunternehmen bleiben allerdings die zentrale Anlaufstelle für alle betriebswirtschaftlichen und finanziellen Anliegen, der von ihnen betreuten Unternehmen. Weder Bank- noch Versicherungsberaterinnen und -berater geschweige denn Buchhaltungstools können diese wichtige Rolle für sich beanspruchen. Treuhandprofis überwachen die Buchhaltung ihrer Mandantinnen und Mandanten, beraten und schreiten bei Problemen proaktiv ein. Somit verlagert sich die Arbeit von Treuhandunternehmen angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der Buchhaltung.
2. Das Portfolio erweitern mittels einer bewährten Plattform
In einem KMU-Ökosystem können nur diejenigen Treuhandunternehmen überleben, die den anderen Stakeholdern einen erkennbaren Mehrwert liefern. Routinearbeiten – mit hohem Automatisierungspotenzial – stellen keinen grossen Nutzen mehr dar. Folglich ist in einem funktionierenden KMU-Ökosystem auch kaum jemand mehr bereit, die Abwicklung solcher Aufgaben zu honorieren. Mit bewährten Buchhaltungsplattformen können Treuhandunternehmen jedoch auf stabile und sichere Infrastrukturen zurückgreifen, um innovative Services zu kreieren, zu bewerben und abzurechnen. Das geht beispielsweise weit über die Funktionalitäten von einem gängigen Dokumentenmanagement-System hinaus.
3. Klarer Fokus ist unerlässlich
Vor allem kleinere Treuhandunternehmen dürften aufgrund der zunehmenden Komplexität künftig nicht mehr in der Lage sein, alle Kundensegmente effektiv und effizient zu bedienen. Das Zauberformel hierfür heisst, eine klare Strategie und Kundensegmentierung zu haben.
Welche Rolle nehmen Treuhandunternehmen in einem KMU-Ökosystem ein?
In einem KMU-Ökosystem kommen Provider, Orchestrierende sowie Konsumentinnen und Konsumenten zusammen. Provider wie Banken nutzen das Ökosystem zur Leistungserstellung und als Vertriebskanal. Orchestrierende stellen die Plattform bereit, damit Provider, User und andere relevante Stakeholder zusammenkommen können. KMU als End-User konsumieren die Services. Weitere nicht zu vernachlässigende Akteure in einem KMU-Ökosystem sind der Staat sowie in- und ausländische Investorinnen und Investoren. Der Staat kann mit regulatorischen Vorgaben die Ökosystementwicklung aktiv beeinflussen. Auch Investorinnen und Investoren nehmen nicht selten eine wichtige Funktion bei der Weiterentwicklung eines Ökosystems ein, da sie mittels Finanzierungsrunden Einfluss auf das Wachstum des Plattformunternehmens nehmen können.
Treuhandunternehmen können in einem KMU-Ökosystem entweder als Provider, als User oder beides auftreten. Um als Orchestrator das Ökosystem zu steuern und zu regulieren, fehlen den meisten Treuhandunternehmen die Ressourcen und das Know-how. Als Provider haben sie wie oben beschrieben die Möglichkeit, eigene Dienstleistungen anzubieten. Dabei läuft sowohl die Entwicklung, Bewerbung und Abrechnung des neuen Angebots über die Plattform ab. Damit sich die Treuhandfachleute vollkommen auf die Beratungsfunktion im Ökosystem konzentrieren können, sind sie auf zahlreiche Kontributoren und deren Leistungen angewiesen. Als User nehmen Treuhandunternehmen selbst Angebote anderer Ökosystem-Mitglieder in Anspruch. Dies können zum Beispiel eine Software zur Automatisierung repetitiver Aufgaben oder Services zur Schliessung von spezifischen Wissenslücken wie Compliance oder Internationalisierung sein. Es wird mittelfristig eine Herausforderung für Treuhandunternehmen, ihre Rolle im KMU-Ökosystem zu finden und zu festigen.
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Was bedeutet es für Treuhandunternehmen in der Praxis, in einem KMU-Ökosystem erfolgreich neue Dienstleistungen anzubieten? In der Studie «Treuhand 2030» von Accounto können Sie nachlesen, wie Treuhandunternehmen sich in einer zunehmend digitalisierten KMU-Welt behaupten können. Laden Sie die Studie inklusive praktischer Checkliste jetzt kostenlos herunter.