Betriebshaftpflichtversicherung: 11 Kernfragen von Unternehmern
Es kann vorkommen, dass Dritte (Personen oder deren Eigentum) durch die Betriebstätigkeit eines Unternehmens beschädigt werden. Daraus ergeben sich dann entsprechende Schadenersatzansprüche. Für diese Situation bietet der Markt in der Schweiz eine Lösung – die Betriebshaftpflichtversicherung oder BHV. Häufig sind Schweizer Unternehmer darüber nicht ausreichend informiert. Welche Vor- und Nachteile diese Lösung bietet, sollte jeder Unternehmer unbedingt berücksichtigen. Mehr erfahren Sie ganz konkret anhand der unterstehenden Antworten auf die häufigsten Fragen, die sich viele Unternehmer stellen.
- Was kostet eine Betriebshaftpflichtversicherung in der Schweiz?
- Wie kann ich die Kosten meiner BHV reduzieren?
- Mit welcher Versicherungssumme & Mindestdeckung der BHV muss ich rechnen?
- Ist die Betriebshaftpflichtversicherung obligatorisch in der Schweiz?
- Wer benötigt eine Betriebshaftpflichtversicherung am meisten?
- Was ist durch die Basis-Leistungen der BHV versichert?
- Was übernimmt die Betriebshaftpflichtversicherung zusätzlich?
- Was zahlt die BHV nicht?
- Was sind die Vor- und Nachteile der Betriebshaftpflichtversicherung?
- Wie sehen typische Schadenbeispiele im Rahmen der BHV aus?
- Wo kann ich meine Betriebshaftpflichtversicherung günstig abschliessen?
Was kostet eine Betriebshaftpflichtversicherung in der Schweiz?
Den grössten Einfluss auf die Versicherungskosten hat die Branche, in der Ihr Unternehmen aktiv ist. In der Tabelle unten können Sie die tatsächlichen jährlichen Kosten der BHV für Unternehmen in unterschiedlichen Branchen vergleichen. Die Höhe kann sich je nach konkretem Fall um mehr als den Faktor 10 unterscheiden. Andere Einflussfaktoren bleiben unverändert und sind in der Liste aufgelistet.
Unternehmensbereich | Jährliche BHV-Kosten |
---|---|
Einzelhandel, Haushaltsgeräte | CHF 403.5 |
Restaurant - ohne Betten | CHF 262.5 |
Spedition -inkl. Verpackung, Zollagentur mit Manipulation | CHF 1’170.1 |
Grosshandel Bauelemente mit Manipulation | CHF 510.3 |
Körperpflege, Kosmetiksalon | CHF 420.4 |
Bauindustrie, Elektroinstallation | CHF 2’070.6 |
Die oben genannten Kosten wurden auf der Grundlage der folgenden Angaben berechnet:
Indikator | Wert |
---|---|
Jahresumsatz | CHF 1’000’000 |
Mitarbeiteranzahl | 10 |
Standort, Kanton | Zürich |
AHV-Lohnsumme aller Mitarbeiter, inkl. Inhaber/Geschäftsführer | CHF 300’000 |
Präsenz auf dem Markt, Jahre | 3 |
Haftpflicht-Schäden | 0 |
Vertragsdauer, Jahre | 5 |
Versicherer | Zürich Versicherungsgesellschaft AG |
In der Praxis hängt die jährliche Prämie nicht nur von der Branche, sondern auch von anderen Faktoren ab. Die Kosten einer BHV stehen somit in Relation zu:
- Branche / Art der Tätigkeit
- Jahresumsatz
- AHV-Lohnsumme aller Mitarbeiter, inkl. Inhaber/Geschäftsführer
- Haftpflicht-Schäden in den vergangenen (normalerweise 5) Jahren
- Gewünschte Zusatzleistungen
- Höhe der Selbstbeteiligung
- Deckungssummen der Geschäftshaftpflichtversicherung
Darüber hinaus werden von den Versicherungsunternehmen weitere Angaben angefragt, die jedoch kaum Einfluss auf die jährliche Prämie haben. Darunter gehören in erster Linie:
- Mitarbeiteranzahl
- Standort
- Rechtsform etc.
Wie kann ich die Kosten meiner BHV reduzieren?
Man sollte die unterstehenden Parameter bei der Entscheidung berücksichtigten und optimieren, damit die Kosten der BHV maximal günstig werden:
- Höhe der jährlichen Prämie
- Versicherte Risiken
- Zusatzleistungen des Versicherungsunternehmens, die im Angebot inbegriffen sind
- Höhe der Selbstbeteiligung
- Deckungssumme der Geschäftshaftpflichtversicherung
Tipp
Bei der Entscheidungsfindung sollten Sie vor allem auf die Mitversicherung unnötiger Zusatzleistungen verzichten, die häufig vom Versicherungsunternehmen in Kombination mit der Betriebshaftpflichtversicherung angeboten werden. Eine Erhöhung der Selbstbeteiligung kann ebenfalls zur Reduktion der Prämie führen. Das erlaubt es Ihnen, nur die sachbezogenen Risiken zu versichern und so die Kosten Betriebshaftpflichtversicherung zu minimieren.
Mit welcher Versicherungssumme & Mindestdeckung der BHV muss ich rechnen?
Die Versicherungssumme kann sich je nach Versicherungsunternehmen und anderen Faktoren deutlich unterscheiden. Wenn Ihr Unternehmen bereits aktiv ist, werden die Versicherungsunternehmen sehr häufig eine Grundversicherung von etwa CHF 5 Mio bis CHF 10 Mio gewähren. Aus- und Einbaukosten, Ermittlungs- und Reparaturkosten sowie Vermögensschäden wegen Bauzwischenfällen sind dabei i.d.R. inbegriffen.
Ist die Betriebshaftpflichtversicherung obligatorisch in der Schweiz?
Laut Gesetzgeber besteht in der Schweiz eine Haftpflicht des Unternehmers für von ihm und seinen Mitarbeitern verursachten Schäden. Dabei ist die BHV nicht gesetzlich vorgeschrieben. Schweizer Unternehmen sind per Gesetz nicht verpflichtet, diese zwingend abzuschliessen. Ausnahmen gelten für einzelne Branchen, die gemäss den kantonalen Regelungen mögliche Schadenersatzansprüche von Dritten versichern müssen: bspw. Garagen- und Motorfahrzeuggewerbe.
Wer benötigt eine Betriebshaftpflichtversicherung am meisten?
Obwohl theoretisch jeder Betrieb eine BHV benötigen könnte (Selbstständige, natürliche Personen oder Unternehmen jeder Art und Grösse), sind daran nicht alle Unternehmen gleichermassen interessiert. Das liegt daran, dass die Risiken vor allem je nach Branche und konkreter Situation sehr stark variieren. Bevor man die Entscheidung über die Zweckmässigkeit einer derartigen Versicherung trifft, sollten die möglichen Risiken genau abgewogen werden. Aus unserer Erfahrung heraus sollten die Unternehmen folgender Branchen eine Betriebshaftpflichtversicherung besonders in Betracht ziehen, da sie einem erhöhten Risiko ausgeliefert sind:
- Bauindustrie (Dachdecker, Isolation, Sanitärinstallationsgeschäft, Elektroinstallation etc.)
- Transportunternehmen
- Motorradhandel
Andere Branchen werden im Kontext der Haftpflichtversicherung eher als nicht riskant eingestuft. Dazu zählen unter anderen:
- Gastronomie
- Einzelhandel
- Körperpflege etc.
Was ist durch die Basis-Leistungen der BHV versichert?
Die BHV deckt finanzielle Forderungen von Schäden ab, die aufgrund gesetzlicher Haftpflichtbestimmungen gegen Ihr Unternehmen erhoben werden können. Daneben übernimmt die Versicherung Expertise-, Anwalts- oder Gerichtskosten. Schäden, die in der Basis-Leistung von Versicherungsunternehmen üblicherweise inbegriffen sind, lassen sich je nach Schadenobjekt in drei Gruppen aufteilen:
1. Personenschäden
Darunter versteht man den Tod, die Verletzung oder die Gesundheitsschädigung eines Menschen. Mit einem derartigen Unfall sind unterschiedliche Folgekosten verbunden, wie z. B. Schmerzensgeld, Verdienstausfall, eine lebenslange Rente sowie Arzt-, Krankenhaus- oder Rehabilitationskosten.
2. Sachschäden
Dazu zählt die Beschädigung oder Zerstörung von Sachenwerten eines Dritten (z.B. bei der Montage, Reparatur etc.). Beschädigt beispielsweise ein Servicetechniker während der Reparatur ein Kundengerät, wird der Fall dieser Gruppe zugeordnet.
3. Umweltschäden
Zu dieser Gruppe zählen Schäden, die der Umwelt von Ihrem Betrieb infolge eines plötzlich eintretenden Ereignisses verursacht werden.
Was übernimmt die Betriebshaftpflichtversicherung zusätzlich?
Im Rahmen der BHV bieten viele Anbieter in der Schweiz die Deckung zusätzlicher eventueller Schäden an:
Aus- und Einbaukosten
Die Kosten für den Aus- und Einbau Ihres Produktes, das beim Kunden bereits installiert wurde und infolge eines Schadens ersetzt werden muss. Das Versicherungsunternehmen deckt die Kosten für den Aus- und Einbau ab.
Ermittlungs- und Behebungskosten
Die Kosten, die Ihr Unternehmen für die Ermittlung der Ausfallgründe und dem notwendigen Ersatz eines bereits zugelieferten Produktes tragen muss. Häufig kann es vorkommen, dass eine Untersuchung des beim Kunden installierten Produktes den Einsatz spezieller Ausrüstung vor Ort erfordert. Die daraus entstehenden Kosten müssen von dem Versicherungsunternehmen übernommen werden.
Vermögensschäden / Ertragsausfall
Solche Schäden stehen im Zusammenhang mit dem entgangenen Unternehmensgewinn, der sich entweder aus Personenschaden oder Sachschaden ergibt. Ein verletzter Mitarbeiter oder eine beschädigte Maschine können zu Arbeitsverzögerungen und somit einem daraus resultierenden reduzierten Unternehmensgewinn führen.
Rückrufkosten
Kosten, die mit dem Transport bzw. der Rücklieferung Ihres Produktes verbunden sind, weil es Mängel aufweist und somit retourniert werden muss. In diesem Fall sind die Kosten für den Rückruf (Transport- und Rücksendekosten, Reisekosten von Angestellten etc.) mitversichert.
Weiterverarbeitungsschäden
Diese Option kann anfallende Herstellungskosten Ihres Kunden decken, wenn dessen Produktionsqualität aufgrund Ihrer zugelieferten mangelhaften Produkte, die entscheidend für seinen Herstellungsprozess sind, deutlich reduziert ist.
Was zahlt die BHV nicht?
Es gibt zahlreiche Ereignisse, die in der Regel durch die BHV nicht gedeckt werden. Darunter fallen vor allem:
- Eigenschäden: Schäden, die das versicherte Unternehmen selbst verursacht hat.
- Schäden durch Vorsatz.
- Vorgängig erwartete / berücksichtigte Schäden.
- Schadenersatzforderungen, die aus Verzögerung oder mangelhafte Leistungserbringung resultieren.
Was sind die Vor- und Nachteile der Betriebshaftpflichtversicherung?
Bevor Sie sich für eine BHV entscheiden, sollten Sie die Vor- und Nachteile abwägen. Die wichtigsten Aspekte haben wir hier aufgeführt:
Vorteile der BHV
- Schutz vor finanziellem Ruin, da Ihr Unternehmen geringeren Risiken ausgeliefert ist. Das Risiko wird quasi kalkulierbar.
- Schutz vor privatem Ruin für den Einzelunternehmer, da Sie bei der Geschäftshaftpflichtversicherung nicht mehr mit ihrem Privatvermögen haften.
- Rabatte für weitere Versicherungsprodukte. Für eine Kombination der Betriebshaftpflichtversicherung mit weiteren Versicherungsprodukten bieten viele Versicherungsunternehmen signifikante Preisnachlässe an. Die BHV lässt sich optimal mit anderen Versicherungsprodukten kombinieren, was im Endeffekt die Kosten für Ihre Versicherungen senkt.
- Reduzierung der Steuerbelastung. Da Versicherungskosten den zu versteuernden Gewinn reduzieren, muss Ihr Unternehmen weniger Gewinnsteuern zahlen.
Nachteile der BHV
- Zusätzliche regelmässige anfallende Kosten.
- Häufige Mitversicherung von unnötigen Zusatzleistungen, die Ihnen die Versicherungsunternehmen aufzwingen können.
- Limitierte Deckung der Schäden, die durch andere Personen oder Sachanlagen verursacht werden. Z. B. Arbeitsunfälle sind durch die Leistungen der Betriebshaftpflichtversicherung nicht abgedeckt. Dafür muss eine separate Unfallversicherung abgeschlossen werden.
Wie sehen typische Schadenbeispiele im Rahmen der BHV aus?
- Im Geschäft fällt dem Kunden eine Lampe auf den Kopf, weshalb er unter einer Gehirnerschütterung leidet.
- Ein Servicetechniker beschädigt ungewollt den Fernseher des Kunden.
- Ihr Unternehmen stellt Ersatzteile für Industriemaschinen her. Nachdem ein Ersatzteil bei einem Kunden installiert wurde, stellt sich heraus, dass es nicht funktioniert und somit ersetzt werden muss.
- Ihr Unternehmen lieferte mangelhafte Lebensmittel, die als Substanz für die Eisherstellung benötigt wurden. Da die Produktqualität Ihres Kunden negativ beeinflusst wurde, müssen die notwendigen Herstellungskosten kompensiert werden.
Wenn Sie Ihre Betriebsrisiken minimieren möchten, ist der Abschluss einer Versicherung eine gute Lösung. Wenn Sie Ihre Finanzen professionell managen lassen wollen, wenden Sie sich am besten an unsere Treuhänder.
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