Aktive Rechnungsabgrenzungen

Passive und aktive Rechnungsabgrenzungen: Beispiele und Buchungssätze

- 6 Min Lesezeit

Es kommt häufig vor, dass das Unternehmen Erträge erzielt oder Ausgaben trägt, die der anderen Rechnungs­periode zugehören. Dies­bezüglich schreibt der Gesetz­geber im OR, Art. 958b vor, dass alle wirtschaftlichen Aufwände und Erträge voneinander in zeitlicher und sachlicher Hinsicht abgegrenzt werden müssen.

Würden Sie gerne erfahren, wie man eine korrekte Buchung vornimmt, um Aufwände und Erträge gemäss der entsprechenden Periode zuzuordnen? Dann sind Sie ja auf dem richtigen Weg! Dafür sind die sogenannten aktiven und passiven Rechnungs­abgrenzungen gedacht, bzw. transitorische Aktiven und Passiven. Deren Bedeutung, Grund­funktionen und Verbuchung werden im weiteren Verlauf anhand typischer Beispiele aus der Praxis detailliert erläutert.

«Rechnungs­abgrenzungen»: Definition und Grundfunktion

Unter «Rechnungs­abgrenzung» oder «Rechnungs­abgrenzungs­posten» versteht man in der Regel die zeitliche Zuordnung der unter­jährigen Einnahmen und Ausgaben eines Betriebes zur Ermittlung des Perioden­erfolges. Mittels dieser Konten werden Erträge bzw. Aufwände verbucht, bei denen die zugehörigen Einnahmen bzw. Ausgaben in eine andere Rechnungsperiode fallen. Die Rechnungs­abgrenzung ist daher ein wichtiges Mittel der Buchhaltung für eine korrekte Darstellung der Angaben, wenn es sich um den Abschluss einer Rechnungs­periode handelt.

Unterschied zwischen aktiven und passiven Rechnungs­abgrenzungen in einer Bilanz einfach erklärt

Unter aktiven Rechnungs­abgrenzungen (ARA) werden Erträge eines Unternehmens bezeichnet, die das Unternehmen noch nicht erhalten hat oder es handelt sich um Aufwände, die bereits bezahlt wurden, ohne dass der Aufwand angefallen wäre.

Passive Rechnungs­abgrenzungen (PRA) dagegen haben die umgekehrte Bedeutung. Sie zeigen Aufwände, die ein Unternehmen in der entsprechenden Periode noch nicht bezahlt hat oder einen Zahlungs­eingang, deren Leistung erst im Folgejahr erbracht wird.

Typische Beispiele von aktiven und passiven Rechnungs­abgrenzungen

Die häufigsten Situationen, bei denen aktive und passive Rechnungs­abgrenzung Anwendung finden.

Typische Beispiele von aktiven und passiven Rechnungsabgrenzungen

Aktive Rechnungsabgrenzung

Buchung des Ertrages für die Dienstleistungen, sofern sie im Vorjahr erbracht wurden, während die entsprechende Rechnung erst im Folgejahr ausgestellt wurde. Buchung von Mieten, Zinsen, Versicherungs- uns sonstigen Beiträgen, Provisionen im Voraus bezahlt.

Passive Rechnungsabgrenzung

Buchung des Aufwandes, der im Vorjahr getragen, jedoch erst im Folgejahr nach Erhalt der entsprechenden Rechnung gezahlt wurde. Buchung von Mieten, Zinsen, Versicherungs- uns sonstigen Beiträgen, Provisionen im Voraus erhalten.

Buchung von aktiven und passiven Rechnungs­abgrenzungen: Regeln und Beispiele mit Buchungs­sätzen

Die Buchung von aktiven und passiven Rechnungs­abgrenzungen erfolgt über vier Bilanzkonten:

Buchung von aktiven und passiven Rechnungsabgrenzungen - Regeln und Beispiele mit Buchungssätzen

Wichtig

Sollte am Ende des Jahres eine Aktive oder Passive Rechnungs­abgrenzung gemacht werden, muss zu Beginn des nächsten Jahres gleich eine Rück­buchung erfolgen.

Bilanzstichtag

In der Bilanz werden die Rechnungs­abgrenzungen bzw. die transitorischen Aktiven und Passiven wie folgt dargestellt:

Aktiva Passiva
1. Umlaufvermögen 1. Eigenkapital
2. Sachanlagen 2. Rückstellungen
3. Immaterielle Anlagen 3. Verbindlichkeiten
4. Aktive Rechnungsabgrenzungen
  • «Bezahlter Aufwand des Folgejahres»
  • «Noch nicht erhaltener Ertrag»
4. Passive Rechnungsabgrenzungen
  • «Noch nicht bezahlter Aufwand»
  • «Erhaltener Ertrag des Folgejahres»

Passive und aktive Rechnungsabgrenzungen: Beispiele und BuchungssätzeTipp

Falls Sie sich darüber informieren möchten, wie man einen Jahres­abschluss bzw. eine Bilanz erstellt, empfiehlt es sich, diesem Link zu folgen: Jahresabschluss – schrittweise Anleitung! (Checkliste & Vorlage)

FAQ zum Thema Rechnungs­abgrenzungen

Aktive Rechnungs­abgrenzungen und transitorische Aktiven: Unterschied einfach erklärt

Es kommt nicht selten vor, dass man bei diesem Thema auf unterschiedliche Begriffe trifft. Als Allererstes handelt es sich um transitorische Aktiven & Passiven und aktive & passive Rechnungs­abgrenzungen. Wenn man von aktiven Rechnungs­abgrenzungen spricht, versteht man darunter transitorische Aktiven. Diese Begriffe haben somit die gleiche Bedeutung und werden häufig als Synonyme verwendet.

In der Praxis gelten folgende Regeln:
aktive Rechnungsabgrenzung = transitorische Aktiven
passive Rechnungsabgrenzung = transitorische Passiven

Vorsteuerabzug bei aktiver Rechnungsabgrenzung

Bei der aktiven Rechnungs­abgrenzung kommt häufig die Frage auf, wie man mit der MwSt. bzw. den Vorsteuer­abzügen umgeht. In der Tat erfolgt der Vorsteuer­abzug zu 100% im Jahr, in dem auch die Zahlung getätigt wird. Somit wird beim Steuer­betrag nichts aufgeteilt oder getrennt, sondern der Vorsteuer­abzug kann sehr einfach erfolgen.

Rückstellungen und passive Rechnungs­abgrenzungen (PRA): Was ist der Unterschied?

Obwohl es sich in beiden Fällen um Verbindlichkeiten handelt, die das Betriebs­ergebnis belasten, gibt es gewisse Unterschiede zwischen diesen zwei Begriffen. Der Haupt­unterschied besteht darin, dass im Fall von Rückstellungen der Betrag der Verbuchung nicht genau festgelegt ist. Wenn die Höhe und der Zeitpunkt von erwarteten Verbindlichkeiten oder voraus­sichtlichen und wieder­kehrenden Kosten noch unsicher sind, müssen Unternehmen auf Basis ihrer Erwartungen Rückstellungen bilden. Im Fall von passiven Rechnungs­abgrenzungen sind sowohl der Betrag als auch der Zeit­punkt dem Unternehmen bekannt.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass Rückstellungen kurz- oder auch langfristig sein können, während passive Rechnungs­abgrenzungen nur kurz in der Bilanz ausgewiesen werden.

Im Unterschied zu passiven Rechnungs­abgrenzungen können Rückstellungen kurz- oder auch langfristig sein.

Fazit

  • Passive und aktive Rechnungs­abgrenzung bezwecken eine zeitliche Zuordnung der unterjährigen Einnahmen und Ausgaben eines Betriebes zur Ermittlung des Perioden­erfolges.
  • Aktive Rechnungs­abgrenzungen werden auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesen, während passive Rechnungs­abgrenzungen auf der Passiv­seite der Bilanz dargestellt werden.
  • Für die Verbuchung der aktiven und passiven Rechnungs­abrechnungen sind Buchungssätze vorgesehen:
    • Konto 1300 «Bezahlter Aufwand des Folgejahres»
    • Konto 1301 «Noch nicht erhaltener Ertrag»
    • Konto 2300 «Noch nicht bezahlter Aufwand»
    • Konto 2301 «Erhaltener Ertrag des Folgejahres»
  • Nach erfolgter aktiver oder passiver Rechnungs­abgrenzung am Ende des Jahres folgt eine Rückbuchung zu Beginn des nächsten Jahres.
  • Bei der aktiven Rechnungs­abgrenzung erfolgt der Vorsteuer­abzug zu 100% im Jahr, in dem auch die Zahlung getätigt wird.

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Amra

Hallo zusammen
Stellen wir uns mal vor, das Unternehmen erhielte einen Auftrag in 2022 und stellte die Rechnung für die Anzahlung in Höhe von 50% aus. Wenn die Rechnung für die Restzahlung in 2023 ausgestellt wird, kommen dann Rechnungsabgrenzungen zum Einsatz?

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