Update des Artikels vom
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Wenn Sie als selbständiger Dienstleister arbeiten, werden Sie sich sicher schon einmal die Frage gestellt haben: “Kalkuliere ich eigentlich den richtigen Stundenlohn?” Mit dieser Fragestellung sind Sie jedenfalls schon mal auf dem richtigen Weg. Denn nicht jeder Freelancer denkt so – und wenn doch, kommt er häufig auf falsche Ergebnisse.
Um Ihnen weiterzuhelfen, hat treuhand-suche.ch einen dreistufigen Leitfaden entwickelt. Diese Vorlage soll Sie dabei unterstützen, den passenden Stundensatz für Schweizer Freelancer zu finden. Im Anschluss an den Leitfaden haben wir praktische Berechnungsbeispiele und wichtige Tipps für Freelancer-Einsteiger angehängt. Am Ende des Artikels finden Sie eine detaillierte Berechnungsdatei für den im Leitfaden angegebenen Stundensatz. Fangen wir also an!
Es gibt drei Schlüsselvariablen in dieser Berechnung: Zieleinkommen, Kosten und Zeit. Schauen wir uns die Variablen im Einzelnen an.
Die Höhe des Einkommens hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten Faktoren sind der Markt (Geschäftsbereich, Kundenkategorien, Wettbewerb) und die Qualifikation (Wissensstand und Fähigkeiten des Freelancers). Um die Verdienstmöglichkeiten eines Freiberuflers zu kalkulieren, sollten folgende Informationen berücksichtig werden.
Ihr bisheriges Gehalt kann ein hilfreicher Indikator sein.
Waren Sie in der Vergangenheit in einem Unternehmen der Innenarchitekturbranche tätig und möchten jetzt selbst Dienstleistungen im Bereich «Wohnungseinrichtung» anbieten, wäre es sinnvoll, Ihr bisheriges Gehalt als Grundlage für Ihren Tarif anzusetzen.
Sollte Sie jedoch die Ausrichtung Ihres Angebots ändern und beispielsweise Innenarchitektur-Ausbildungskurse anbieten, funktioniert diese Logik nicht mehr. Um den Tarif für diese Dienstleistung festzulegen, müssen Sie eine andere Methode anwenden.
Selbständige Dienstleister sollten nach Jobangeboten in Jobbörsen recherchieren, wo Stellenausschreibungen mit Gehaltsangaben zu finden sind. Beachten Sie auch den Beschäftigungsgrad in der Ausschreibung. Auch der Statistische Lohnrechner kann zu diesem Zweck genutzt werden. Diese Gehaltsschätzung gilt als realistischste für den Markt.
Die beliebtesten Jobportale in der Schweiz
Tipp
Freiberufler müssen manchmal den Preis herabsetzen, um ein interessantes Projekt zu erhalten. Dabei empfiehlt es sich, die Anzahl der zu verrechnenden Stunden tiefer anzusetzen, als den Stundensatz zu senken. Das Gegenteil gilt für Preiserhöhungen, wenn man beispielsweise über einen längeren Zeitraum mit einem Kunden zusammenarbeitet.
Die grössten Ausgaben eines Freelancers sind:
Die Miete des Arbeitsraumes verursacht häufig den grössten Kostenanteil eines Freelancers. Doch viele Selbständige haben die Option, das Homeoffice zu nutzen und so die Kosten zu reduzieren.
Auch wenn man von daheim aus arbeitet, müssen Wasser-, Strom-, Heizungs- und Internetrechnungen bezahlt werden. Bei Freiberuflern, die im Co-Working-Office arbeiten, sind diese Kosten in der Regel bereits im Mietpreis enthalten.
Zahnärzte benötigen Medikamente und Bohrer, Designer brauchen Computer und Software für die Arbeit mit Mediadaten. Berücksichtigen Sie alles, was Sie für Ihre Aufträge benötigen. Das beinhaltet auch die Anforderungen der nahen Zukunft (zum Beispiel einen neuen Schreibtisch oder das Abonnement für eine Buchhaltungssoftware).
Tipp
Der bereits erwähnte Zahnbohrer oder das Computer-Programm hält länger als ein Jahr. Daher fliesst nur ein Teil der Kosten in diese Ausgabenposition. Wenn Sie nicht genau einordnen können, wann das Instrument gewechselt werden muss, sollten Sie eine maximale jährliche Rate kalkulieren.
Selbständige können Werbung in der Google-Suche schalten, Profile auf unterschiedlichen Websites erstellen oder Visitenkarten in Coffeeshops hinterlassen. Selbst wenn Sie aktuell ausreichend Kunden haben, können Sie so möglichen Fluktuationsphasen vorgreifen.
Tipp
In diese Kategorie fallen auch spezialisierte Abonnements wie unsere Abos für Treuhänder. Premium-Nutzer von treuhand-suche.ch erhalten bereits ab CHF 25 pro Monat neben zusätzlichen Funktionen verbesserte Möglichkeiten zur Kundenakquisition.
Diese Kosten umfassen alle Massnahmen der Wissenserweiterung: Offline- und Online-Kurse, Seminare, Fachkonferenzen oder der Kauf hilfreicher Fachliteratur.
Tipp
Für Buchhalter und andere Finanzfachleute haben wir einen Artikel mit einer Auswahl hochwertiger Buchhaltungskurse in verschiedenen Formaten und Standorten – „Buchhaltungskurse: Übersicht zur beruflichen Weiterbildung“.
Die Summe, die Sie berechnet haben, ist der Break-even-Punkt. Das ist das Minimum-Einkommen, das Sie einnehmen müssen, um Ihre gesamten Fixausgaben zu decken.
Der Stundensatz wird in der Regel für ein Jahr veranschlagt. Dazu ist es notwendig, die Arbeitszeiten (Erledigen der Kundenaufträge) präzise von den Nicht-Arbeitszeiten (Urlaub, Krankheit usw.) zu trennen.
Es gibt jährlich 104 Wochenendtage. Die Anzahl der Ferientage variiert von Kanton zu Kanton (z.B. Zürich – 10, Zug – 9, Aargau – 13). Wie viele Feiertage es in Ihrem Kanton gibt, erfahren Sie unter www.arbeitstage.ch
Selbständige planen in der Regel 26 Urlaubstage (5.2 Ferienwochen) pro Jahr ein. Wenn es in Ihrer Branche eine “Nebensaison” gibt, sollten Sie diese für den Urlaub nutzen.
Freiberufler melden durchschnittlich 10 Krankheitstage pro Jahr. Sollten chronische Krankheiten vorliegen, sollte man die Anzahl verdoppeln.
Qualifikationsaufbau, Akquisition neuer Kunden, Erstellung eines Portfolios und andere vergleichbare Aktivitäten benötigen ihre Zeit. Ein Selbständiger muss dafür jeden Tag Zeit einplanen. Berücksichtigen Sie dafür den gleichen Aufwand, wie für den Krankenstand (60 – 80 Stunde d.h. 6 Tage pro Jahr).
Per Gesetz (Art. 9 Abs. 3 ArG) beträgt die Regelarbeitszeit für Selbständige zwischen 45 und 50 Stunden pro Woche (9,5 Stunden pro Tag). Es ist auch möglich, z.B. an Wochenenden zu arbeiten. Wichtig ist, dass man es nicht übertreibt.
Tipp
Möchten Sie mehr über die Arbeitszeitberechnung erfahren? Lesen Sie unsere Artikel „Arbeitszeit: Was steht im Schweizer Arbeitsrecht dazu?“ und „Beste Methoden, Apps und Excel-Vorlagen für Arbeitszeiterfassung“!
Ein Freelancer, der gerade ins Geschäft einsteigt, wird doppelt so viel Zeit für ein Projekt benötigen, wie ein erfahrener Kollege. Das sollte im Prozentsatz der effektiv benötigten Zeit berücksichtigt werden. Gewöhnlich beträgt dieser 50% bis 80%. Mehr als 90% anzusetzen ist nicht empfehlenswert (siehe Abschnitt 3 für Einzelheiten).
Sind die tatsächlich benötigten Arbeitsstunden fixiert, kann der Freiberufler seinen endgültigen Stundensatz berechnen. Die Formel lautet wie folgt:
Beschreibung
1. Wie viel Sie verdienen möchten | |
---|---|
Angepeiltes Einkommen | CHF 86'000.00 |
Anpassungsfaktor | 1.2 |
Total angepeiltes Einkommen | CHF 103'200.00 |
Kanton: | Zürich |
Alter: | 29 |
2. Wie viel Sie ausgeben | |
---|---|
Büromiete | CHF 8'900.00 |
Nebenkosten | CHF 0.00 |
Ausgaben für Material | CHF 2'500.00 |
Ausgaben für Kundenakquisition | CHF 6'000.00 |
Ausgaben für Weiterbildung | CHF 1'830.00 |
Zwischentotal (Break-even-Punkt) | CHF 19'230.00 |
Reserveprozentsatz | 0% |
Total Reserven | CHF 0.00 |
Jahreseinkommen vor Steuern und Abgaben | CHF 122'430.00 |
Beiträge an die Sozialversicherungen | CHF 11'893.80 |
Pensionskassenbeitrag einrechnen? | ja |
Pensionskassenbeitrag | CHF 7'224.00 |
Einkommenssteuer | CHF 17'131.20 |
Total Sozialversicherungsbeiträge und Steuern | CHF 36'249.00 |
Jahreseinkommen nach Steuern | CHF 86'181.00 |
3. Wie viel Zeit Sie wirklich arbeiten | |
---|---|
Kalendertage | 365 |
Arbeitstage pro Woche | 5 |
Wochenenden | 52 |
Feiertage in Kanton | 10 |
Urlaubstage | 25 |
Krankentage | 6 |
Weiterbildungstage | 15 |
Arbeitstage pro Jahr | 205 |
Arbeitsstunden pro Tag | 9 |
Produktivitätsrate pro Tag | 75% |
Produktive Stunden pro Tag | 6.75 |
Produktive Stunden pro Jahr | 1383.75 |
Durchschnittliches Monatseinkommen | CHF 10'202.50 |
Stundensatz | CHF 88.48 |
Beschreibung
1. Wie viel Sie verdienen möchten | |
---|---|
Angepeiltes Einkommen | CHF 80'000.00 |
Anpassungsfaktor | 0.95 |
Total angepeiltes Einkommen | CHF 76'000.00 |
Kanton: | Schaffhausen |
Alter: | 25 |
2. Wie viel Sie ausgeben | |
---|---|
Büromiete | CHF 0.00 |
Nebenkosten | CHF 4'200.00 |
Ausgaben für Material | CHF 4'600.00 |
Ausgaben für Kundenakquisition | CHF 360.00 |
Ausgaben für Weiterbildung | CHF 2'000.00 |
Zwischentotal (Break-even-Punkt) | CHF 11'160.00 |
Reserveprozentsatz | 15% |
Total Reserven | CHF 1'674.00 |
Jahreseinkommen vor Steuern und Abgaben | CHF 88'834.00 |
Beiträge an die Sozialversicherungen | CHF 9'196.00 |
Pensionskassenbeitrag einrechnen? | nein |
Pensionskassenbeitrag | CHF 0.00 |
Einkommenssteuer | CHF 13'072.00 |
Total Sozialversicherungsbeiträge und Steuern | CHF 22'268.00 |
Jahreseinkommen nach Steuern | CHF 66'566.00 |
3. Wie viel Zeit Sie wirklich arbeiten | |
---|---|
Kalendertage | 365 |
Arbeitstage pro Woche | 6 |
Wochenenden | 52 |
Feiertage in Kanton | 10 |
Urlaubstage | 20 |
Krankentage | 8 |
Weiterbildungstage | 20 |
Arbeitstage pro Jahr | 255 |
Arbeitsstunden pro Tag | 10.4 |
Produktivitätsrate pro Tag | 0.55 |
Produktive Stunden pro Tag | 5.72 |
Produktive Stunden pro Jahr | 1457.60 |
Durchschnittliches Monatseinkommen | CHF 7'402.83 |
Stundensatz | CHF 60.90 |
Alle zusätzlichen Ausgaben, die nicht im Stundensatz enthalten sind, verursachen potenziell Verluste…
Stellen Sie sich vor, Sie haben alle Kalkulationsgrundlagen berechnet, mit 12 Monaten multipliziert und zur Kalkulation Ihres Stundenlohns gerechnet. Aber Sie haben es im Sommer getan. Die Abrechnungen für Heizung und Schneeräumung waren noch nicht in Ihrem Briefkasten. Diese Zahlen können natürlich später in den Stundensatz eingerechnet werden – Ihre Kunden werden dafür jedoch wenig Verständnis aufbringen.
Ein Freelancer kann schnell Probleme bekommen, wenn er seinen Stundensatz unter dem Kalkulierten anbietet…
Hier ist ein Beispiel: Christie, eine Freelancerin im Floristikbereich, liefert frische Blumen an das Restaurant Breeze. Sie berechnet dem Kunden einen niedrigeren Stundensatz, weil sie schon lange mit ihm zusammenarbeitet. Doch jetzt kommt die Quarantäne und das Breeze-Restaurant muss schliessen. Wegen des Rabattes hat Christie nicht ausreichend Gewinn erzielt und sie muss einen Kredit aufnehmen, um die Krise zu überstehen.Das führt uns zum nächsten Punkt.
Um sich vor Krisenzeiten zu schützen, sollten Sie ein “Finanzpolster” in Ihren Tarif integrieren…
Ein “Polster” ist wie eine Versicherung und beinhaltet normalerweise 10-20% aller Ausgaben. Falls Christie eine solche Rücklage gebildet hätte, würden sich einige Monate Quarantäne nicht so dramatisch auf ihre finanzielle Situation auswirken.
Damit Sie Ihren täglichen Aufwand richtig einschätzen können, müssen Sie Ihre Zeit erfassen. Verschiedene Time-Tracker können Ihnen dabei helfen …
Stellen Sie sich einen Arzt vor, der das Herz eines Patienten 10 Stunden lang operiert. Er steht permanent unter Spannung. Völlig in seine Arbeit eingebunden. Nach der Operation kann er 100%ige Effizienz belegen. Bei Freiberuflern wird diese Effizienz zwar erwartet, sie ist aber selten erreichbar.
“Es ist Zeit, die einzelnen Aspekte zu einem Ganzen zusammenzufügen!”
Jetzt sollte sich in Ihrem Kopf ein Bild der Kalkulation und eine ungefähre Zahl abzeichnen. Nutzen Sie dieses Know How in Kombination mit unserem Excel-Rechner, um alles bis auf den letzten Rappen zu berechnen.
Wenn diese Informationen hilfreich für Sie waren, geben Sie einen Kommentar dazu ab. Schreiben Sie uns auch, wie wir Freelancern das Leben noch leichter machen können. Wir werden Sie gerne unterstützen.
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]]>Fast jedes Unternehmen wird ab und an im Zuge seiner Entwicklung mit der Notwendigkeit konfrontiert, sein Eigenkapital zu erhöhen. Planen Sie grössere Investitionen, möchten Sie die Kreditwürdigkeit verbessern oder sehen Sie Optionen, Ihr Unternehmen weiterzuentwickeln? Wenn Sie diese Fragen positiv beantworten, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Ihr Unternehmen eine Kapitalerhöhung benötigt. In diesem Fall sollten Sie wichtige rechtliche und wirtschaftliche Aspekte nicht ausser Acht lassen, die wir Ihnen im Folgenden umfassend darlegen möchten.
Bei einer Kapitalerhöhung handelt es sich im weit gefassten Sinne um Massnahmen eines Unternehmens, die sich auf die Vergrösserung des Eigenkapitals konzentrieren. Dieser Vorgang ist nur auf Kapitalgesellschaften anwendbar.
In einigen Fällen empfiehlt es sich für ein Unternehmen, die Eigenkapitalquote zu erhöhen, um beispielsweise Anforderungen der Banken im Zuge einer Kreditanfrage zu erfüllen. Das Verhältnis zwischen Eigen- und Fremdkapital ist für Kreditinstitute ein wichtiger Faktor bei der Bewertung von Risiken.
Um grössere Investitionen zu tätigen, sind häufig finanzielle Ressourcen notwendig.
Schulden des Unternehmens werden durch den Einsatz eigener Mittel der Gesellschafter kompensiert. In manchen Fällen wird der Finanzaufwand dadurch gesenkt und der Gewinn gesteigert.
Wenn eine GmbH in die Rechtsform einer AG wechseln möchte, jedoch die gesetzlichen Mindestkapitalanforderungen der neuen Rechtsform nicht erfüllt, muss das Eigenkapital erhöht werden.
Falls Sie sich Gedanken über die Kapitalerhöhung in Ihrem Unternehmen machen, lassen Sie sich von echten Experten in diesem Bereich beraten.
Bei einer ordentlichen Kapitalerhöhung werden neue Aktien einer AG ausgegeben. Mit der Platzierung der neuen Aktien erhält die AG zusätzliche finanzielle Ressourcen und kann damit das Eigenkapital erhöhen.
Ablauf einer ordentlichen Kapitalerhöhung:
Wichtig
Der Kapitalerhöhungsbeschluss muss von mindestens zwei Dritteln der vertretenen Stimmen sowie von der absoluten Mehrheit des gesamten gezeichneten Kapitals gefasst werden. Öffentliche Beurkundung ist erforderlich.
Die wesentlichen Punkte des GV-Beschlusses:
Wichtig
Bisherige Aktionäre erhalten bei einer Kapitalerhöhung die Option, ihren Beteiligungsanteil zu wahren. Jeder Aktionär hat Anspruch auf den Anteil der neu ausgegebenen Aktien, der seiner bisherigen Beteiligung entspricht. Es handelt sich dabei um das sogenannte Bezugsrecht.
Bei der neuen Aktienausgabe stehen den bisherigen Aktionären drei Optionen zur Auswahl:
Sowohl die Aktionäre einer AG als auch die Gesellschafter einer GmbH können ihre Beteiligung in unterschiedlicher Form einzahlen.
Wird die erste Zahlungsform gewählt, muss die Einlage auf einem Sperrkonto hinterlegt werden. Bei einer Erhöhung vom gezeichneten Kapital mittels Sacheinlage leistet der Gesellschafter seinen Beitrag durch Einbringung von Vermögenswerten, die zwangsläufig eine offizielle Bewertung benötigen.
Beispiel einer ordentlichen AG-Kapitalerhöhung:
Die AG verfügt bisher über 1000 Aktien AG zu einem Nennwert von CHF 100, aktueller Kurs CHF 200. Die Gesellschaft beabsichtigt, das AG-Kapital durch Ausgabe von 200 Aktien zum Nennwert von CHF 100 und einem Ausgabepreis von CHF 180 zu erhöhen. Die Summe von 200 x 100 = CHF 20’000 wird als gezeichnetes Kapital verbucht, während der Rest von 200 x 80 = CHF 16’000 als Kapitalrücklage zählt.
Dieser Rechner für eine Kapitalerhöhung dient zur Erleichterung der Kapitalbeschaffung. Bei der genehmigten Kapitalerhöhung erhält der VR einer AG die Vollmacht, das Eigenkapital der AG ohne GV-Beschluss zu erhöhen. Die GV ermächtigt den VR, das Aktienkapital innert einer Frist und im Rahmen einer maximalen Summe zu erhöhen. Es bedarf in diesem Zeitraum keiner weiteren Zustimmung der GV. Diese Form der Kapitalerhöhung ermöglicht es einer AG, neue Aktien auszugeben ohne dafür jedes Mal eine GV abhalten zu müssen, da deren Einberufung häufig mit grossem Aufwand verbunden ist.
Ablauf der genehmigten Kapitalerhöhung:
Wesentliche Vorgaben der genehmigten Kapitalerhöhung:
Beispiel einer genehmigten AG-Kapitalerhöhung:
Die AG vollzieht eine Kapitalerhöhung, die in drei Schritten durchgeführt wird. Am 01.02.2020 fand die GV statt. 79% der Aktionäre der AG stimmen zu, die Ermächtigung der Kapitalerhöhung auf VR zu übergeben. Während des aktuellen Jahres sind bereits drei Aktienausgaben durchgeführt worden. Der Nennwert der Aktien – CHF 10, der Ausgabewert – CHF 12, 12.5 und 13.0 für jede entsprechende Ausgabe. Die Anzahl der neu ausgegebenen Aktien belief sich auf 90’000, bzw. 30’000 für jede einzelne Ausgabe. Insgesamt buchte die AG Kapitalerhöhungen des gezeichneten Kapitals in Höhe von CHF 900’000 (90’000 X 10) und Erhöhung der Rücklagen in Höhe von 30’000 X 2 + 30’000 X 2.5 + 30’000 X 3 = CHF 225’000.
Eine bedingte Kapitalerhöhung bedeutet die Kapitalerhöhung einer AG durch eine spätere Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital. Die Halter von Anleihen der AG tauschen somit ihre Forderungen in Beteiligungsrechte ein. Infolgedessen wird das Fremdkapital der Gesellschaft in AG-Eigenkapital übertragen.
In der Praxis erfolgt dieser Wechsel durch eine Umwandlung der vorher von der AG ausgegebenen Anleihen. Es existieren zwei Formen von Anleihen, wodurch eine AG eine bedingte Kapitalerhöhung realisieren kann:
Für eine AG ist eine bedingte Kapitalerhöhung besonders attraktiv, weil sie das Fremdkapital mit niedriger Verzinsung erhält. Der Käufer der Anleihen akzeptiert die niedrige Verzinsung, weil er damit das Recht erhält, seine Forderung zukünftig gegenüber AG-Aktien einzutauschen. Zum einen verfügt der Käufer über die Garantie der Mindestverzinsung, zum anderen hat er die Option einer Kapitalbeteiligung an der AG und folglich das Recht auf Dividende, falls die Gesellschaft erfolgreich ist. Nachteil dieser Finanzierungsart für eine AG ist die Ungewissheit, ob die Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapital tatsächlich stattfindet. Denn die Kapitalerhöhung geschieht lediglich unter der Voraussetzung, dass der Käufer seine Forderungen ausübt.
Ablauf der bedingten Kapitalerhöhung:
Beispiel einer bedingten AG-Kapitalerhöhung:
Eine AG hat 100 Wandelanleihen ausgegeben, Laufzeit – 5 Jahre, Nennwert CHF 1000. Der Nennwert der ehemals ausgegebenen Aktien beträgt CHF 60, Marktwert – CHF 90. Die Wandelanleihe ermächtigt den Halter der Anleihen, für jede Anleihe 10 Aktien zu beziehen. Wegen der Emission der Wandelanleihen produziert die AG ein bedientes Kapital in Höhe von CHF 60’000. In der Bilanz der AG bleibt das gezeichnete Kapital zunächst unverändert. Das bedingte Kapital in Höhe von CHF 60’000 wird jedoch im Handelsregister eingetragen. Bei der Ausgabe bucht die AG eine Verbindlichkeit in Höhe von CHF100’000 (100 X 1000). Nach einer Laufzeit von 5 Jahren erhöht sich das gezeichnete Kapital der AG durch die Wandlung um CHF 60’000, während der Rest – CHF 40’000 – als Kapitalrücklage verbucht wird. Gleichzeitig streicht die Gesellschaft Verbindlichkeiten in Höhe von CHF 100’000.
Bei einer nominellen Kapitalerhöhung (aus Gesellschaftsmitteln) werden freie Rücklagen eines Unternehmens in gezeichnetes Kapital transformiert. Während bei den anderen Kapitalerhöhungsarten frisches Geld von Investoren generiert wird, findet bei der nominellen (formellen) Kapitalerhöhung eines Unternehmens lediglich eine Verschiebung innerhalb der Bilanz ohne Zufluss neuer Mittel statt. Die Mittel zur Kapitalerhöhung stammen aus realisierten Gewinnen.
Der Vorgang der nominellen Kapitalerhöhung ähnelt der ordentlichen Erhöhung des Kapitals. Der Unterschied liegt in der Liberierung, da es keinen echten Zufluss neuer Mittel durch die Ausgabe neuer Aktien der AG gibt. Die Gesellschaft schüttet sogenannte Gratisaktien an die bisherigen Aktionäre aus.
Obwohl die nominelle Kapitalerhöhung dem Unternehmen keine zusätzliche Mittel liefert, gibt es einige Gründe, weswegen Unternehmen diese Transformation umsetzen.
Wichtig
Der Börsenkurs der bisherigen Aktien der AG fällt im gleichen Verhältnis durch die Herausgabe von Gratisaktien. Der Aktienkurs sinkt um den sogenannten «R-Faktor», der nach folgender Formel berechnet wird:
R-Faktor = Anzahl von bestehenden Aktien / Anzahl von neuen Aktien
Aktienkurs neu = Aktienkurs alt x R-Faktor
Beispiel einer nominellen AG-Kapitalerhöhung:
Das AG Kapital beträgt CHF 100’000 und wird durch Umwandlung von Kapitalrücklagen um CHF 20’000 erhöht. Aktienkurs vor der Erhöhung – CHF 500.
R-Faktor = 100’000 / 120’000 = 0.833
Aktienkurs nach der Kapitalerhöhung = 500 x R-Faktor = 500 x 0.833 = CHF 416.67
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Im Gegensatz zur AG sind für GmbHs genehmigte und bedingte Kapitalerhöhungen nicht zulässig. Wenn eine GmbH ihr Eigenkapital erhöhen will, stehen lediglich zwei Optionen zur Verfügung – entweder eine ordentliche oder eine nominelle Kapitalerhöhung.
Der Vorgang der Kapitalerhöhung ist vierstufig ausgestaltet:
Wichtig
Ein Kapitalerhöhungsbericht der Geschäftsführer ist bei jeder Kapitalerhöhung einer GmbH erforderlich. Der Kapitalerhöhungsbeschluss muss von mindestens zwei Dritteln der vertretenen Stimmen sowie von der absoluten Mehrheit des gesamten Stammkapitals gefasst werden.
GV-Beschluss muss öffentlich beurkundet sein und folgende wesentliche Punkte beinhalten:
Beispiel der Kapitalerhöhung einer GmbH:
Die GV einer GmbH, die aus zwei Gründern besteht, hat die Entscheidung getroffen, das Stammkapital durch Einbringung eines weiteren Gesellschafters zu erhöhen. Das Stammkapital beträgt CHF 50’000. Beteiligungsanteil des Gründers 1 – CHF 30’000 (60%) und des Gründers 2 – CHF 20’000 (40%). Der neue Gründer wird sich mit Sachanlagen an der GmbH beteiligen, deren Bewertungswert gleich CHF 20’000 ist. Nachdem die Statutenänderung registriert wurde, werden die Beteiligungsanteile der Gründer folgendermassen aussehen: Gründer 1 – 42.86%, Gründer 2 – 28.57%, Gründer 3 – 28.57%, die Summe des Stammkapitals beläuft sich auf CHF 70’000.
Die Abläufe der nominellen Kapitalerhöhung in einer GmbH und in einer AG ähneln sich.
The post Kapitalerhöhung AG/GmbH: Wirtschaftliche und rechtliche Aspekte appeared first on treuhand-suche.ch.
]]>Haben Sie einen Gewinn erzielt und planen Sie bereits, wie Sie diese Mittel einsetzen wollen? Bei der Gewinnverwendung AG/GmbH gibt es Regeln, die Sie kennen und denen Sie folgen müssen.
Der Bilanzgewinn kann nicht immer vollständig ausgeschüttet werden, da gemäss Art. 671 OR gesetzliche und freiwillige Rückstellungen gebildet werden müssen, sofern die definierten Reservestände noch nicht erreicht sind. Die Zahlung von Grunddividenden und allenfalls Superdividenden werden selbstverständlich ebenfalls aus dem Bilanzgewinn finanziert. Als Restwert erhalten Sie den Betrag, der auf das nächste Jahr vorzutragen ist.
Um festzustellen, welchen Teil des Bilanzgewinns Sie verwenden können, sollten Sie einen Gewinnverteilungsplan (auch Gewinnverwendungsrechnung genannt) erstellen. Dieser zeigt Folgendes:
Folgende Punkte helfen Ihnen, Ihren Gewinn optimal zu verteilen:
Tipp
Beim Gewinnvortrag handelt es sich um akkumulierte Gewinne der Vorjahre, soweit diese nicht einer Reserve zugewiesen oder als Dividende ausgeschüttet worden sind.
Addieren Sie den Gewinn-/Verlustvortrag der Vorjahresbilanz mit dem diesjährigen Gewinn.
Der Buchungssatz lautet:
Gewinn (aus Gewinn- und Verlustrechnung) / Gewinnvortrag
Das Konto Gewinnvortrag zeigt bis zur Gewinnverwendung den Bilanzgewinn (nicht verteilter Gewinn). Wenn der Bilanzgewinn positiv ist, dann – und erst dann – erfolgt die Gewinnverwendung der AG/GmbH.
Die Reservebildung besteht aus zwei Stufen (1. und 2. Zuweisung an die allgemeinen Reserven).
Tipp
Sie müssen 5% des Jahresgewinns in die allgemeine Reserve einzahlen, bis diese 20% des einbezahlten Aktien – bzw. Stammkapitals beträgt.
Wenn Ihre Reserve keine 20% des Kapitals erreicht haben, müssen in jedem Fall 5% des Jahresgewinns als die erste Zuweisung an die allgemeine Reserve geleistet werden. Das bedeutet, dass dieser Betrag nicht ausgeschüttet, sondern in der Aktiengesellschaft oder GmbH verbleibt. Ist die Reserve höher als 20% des Kapitals, dann muss die 1. Zuweisung nicht geleistet werden.
Der Buchungssatz lautet:
Gewinnvortrag / Gesetzliche Reserven
Benötigen Sie Hilfe bei der Buchhaltung? Oder brauchen Sie einen Experten zur Kontrolle Ihrer Buchhaltung? Wählen Sie aus mehr als 2600 Treuhändern in unserer Datenbank.
Den verbleibenden Betrag können Sie als Dividende ausschütten, in eine Gewinnrücklage (freiwillige Reserve) einbuchen oder als Gewinnvortrag auf das nächste Jahr übertragen.
Abhängig von der Höhe der Dividenden werden diese als Grunddividenden oder Superdividenden klassifiziert.
Die Grunddividende beträgt maximal 5% des einbezahlten Aktien- und Stammkapitals. Es müssen keine gesetzlichen Reserven für Grunddividenden gebildet werden.
Superdividenden liegen vor, wenn die Höhe des Betrags 5% des eingezahlten Aktien- und Partizipationskapitals übersteigt. Für sie müssen gesetzliche Reserven (2. Zuweisung) gebildet werden.
Ausserdem können Sie eine besondere Vergütung an den Verwaltungsrat auszahlen, die als Tantieme bezeichnet wird. In der Praxis werden kaum Tantiemen ausgeschüttet, weil aus steuerlicher Sicht Honorare für den Verwaltungsrat vorteilhafter sind – damit kann das Unternehmen die Kosten erhöhen und damit die Gewinnsteuern reduzieren.
Tipp
Tantiemen sind nicht verrechnungssteuerpflichtig, jedoch AHV-pflichtig.
Wenn die gesetzliche Reserve weniger als 50% des Aktien- bzw. Stammkapitals beträgt und Sie sich für Superdividenden und / oder Tantiemen entschieden haben, müssen Sie 10% des Betrags der Superdividenden und Tantiemen in die gesetzlichen Reserven entrichten.
Der Buchungssatz lautet:
Gewinnvortrag / Gesetzliche Reserven (10% der Superdividenden und Tantiemen)
Tipp
In die Kapitalreserve kommen noch weitere ausserordentliche Zuweisungen:
Die Bildung freiwilliger Reserven kann in besonders risikobehafteten Branchen oder bei schwierigem Marktumfeld sinnvoll sein.
Der Buchungssatz lautet:
Gewinnvortrag / Freiwillige Reserven
Wenn der Gewinn auf Reserven und Dividenden verteilt ist, wird der verbleibende Gewinn als neuer Gewinnvortrag in die Bilanz des Folgejahres vorgetragen.
Sie können sich oben ein detailliertes Beispiel für eine Dividendenberechnung herunterladen. Alternativ können Sie unseren Rechner verwenden, um alle Bestandteile des Gewinnverteilungsplans korrekt zu berechnen.
The post Gewinnverwendung AG/GmbH: Wieviel vom Gewinn darf ich ausschütten? appeared first on treuhand-suche.ch.
]]>
Das Stammkapital einer GmbH muss mindestens CHF 20’000 betragen, während die minimale Eigenkapitalbasis für eine AG CHF 100’000 erfordert.